
© 2015 Creatorz Deitz
MISSION
Die Abenteuer des Schweizer Solar-Pioniers Raphaël Domjan
MISSION POSSIBLE
Die Abenteuer des Schweizer Solar-Pioniers Raphaël Domjan
Anti-Ikarus, Abenteurer, Öko-Pionier, Erfinder, Träumer, Wegbereiter, Solar-Unternehmer, Forscher, Weltraumpilot, es gibt viele Bezeichnungen, die auf Raphaël Domjan zutreffen. Aber wahrscheinlich ist es ein Mix aus allen, der diesen umtriebigen Schweizer am besten beschreibt. Seine Lebensentscheidung: beweisen, dass erneuerbare Energien einen signifikanten Beitrag zum Schutz des Weltklimas leisten können. Seine Mission: die Energie der Sonne nachhaltig nutzbar machen. Seine Projekte: aufregend, wagemutig, visionär.
Wenn alles nach Plan läuft, wird der 1972 geborene Raphaël Domjan im Jahr 2022 als erster Mensch mit einem rein solarbetriebenen Flugzeug in die Stratosphäre vorstoßen. „SolarStratos“ hat er nicht nur das Projekt getauft, sondern auch sein Unternehmen, das sich im Jahr 2014 vom schweizerischen Payerne im Kanton Waadt aus aufmachte, die Stratosphäre mit der Kraft der Sonne zu erobern. Hinter dieser Mission steht ein klarer Purpose, der auf der Website des Unternehmens nachzulesen ist:
„Keine Energieart ist besser verfügbar und günstiger zu haben als die Sonnenenergie.“
„Beyond technical innovation SolarStratos aims to promote renewable energy to protect our planet’s climate.“ Oder, wie es Domjan im Interview mit SONNENALLEE ausdrückt: „Mein Ziel als Forscher ist es, das Potenzial der Sonnenenergie bei der Bekämpfung von Treibhausgasen und des Klimawandels aufzuzeigen. Denn keine Energieart auf der Erde ist besser verfügbar und günstiger zu haben.“
MIT SONNENKRAFT IN DIE STRATOSPHÄRE
Auf einem Fluggelände unweit des Neuenburger Sees, etwa auf halber Strecke zwischen Lausanne und Genf, arbeitet ein rund 20-köpfiges Team an der Verwirklichung des Traums vom solaren Fliegen in der Stratosphäre. Dazu zählen Luftfahrtingenieure, Piloten, Konstrukteure, Designer sowie Elektro- und Elektronikspezialisten. Sie alle stecken Intelligenz, Herzblut und handwerkliches Geschick in die Konstruktion des zweisitzigen Solarflugzeugs, mit dem Domjans Mission vollendet werden soll.

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Wurde Ikarus in der griechischen Mythologie die Energie der Sonne bei seinem übermütigen Höhenflug zum Verhängnis, ist sie für Domjans Griff nach den Sternen Verheißung. Bestückt mit 22 qm Solarpaneelen bei einer Länge von 8,5 Metern und einer Spannweite von knapp 25 Metern ist das Flugzeug – da ist man sich bei SolarStratos sicher – bestens gerüstet für den rund sechsstündigen Flug in die Stratosphäre. Eingeplant sind jeweils zirka drei Stunden für Hin- und Rückflug und als Höhepunkt eine 15-minütige Verweildauer in der Stratosphäre. Für den entsprechenden Vortrieb sorgt ein Propeller an der Schnauze des Flugzeugs, der von einem Elektromotor mit 22 kW Leistung und 2.200 Umdrehungen pro Minute angetrieben wird.
„Es sind gerade die Schwierigkeiten, die unser Abenteuer so aufregend machen.“
Raphaël Domjan
Bei der Frage nach den Hürden bei der Verwirklichung des Projekts gibt sich der Solar-Unternehmer realistisch und euphorisch zugleich. „Natürlich birgt SolarStratos zahlreiche Herausforderungen. Die größte war wohl, ein Team zusammenzustellen, das all die Kompetenzen mitbringt, die ein solches Abenteuer erfordert. Dann galt es, eine solide Finanzierung auf die Beine zu stellen. Und nicht zuletzt waren die technischen Herausforderungen hinsichtlich Energie, Temperatur und extremen Drucks kolossal. Aber es sind gerade diese Schwierigkeiten, die unser Abenteuer so aufregend und interessant machen.“

© 2010–2012 Fondation PlanetSolar

Copyright © 2010–2020 Fondation PlanetSolar
TESTFLUG UND ABSPRUNG ERFOLGREICH
Im August 2020 war es schließlich so weit: Zusammen mit seinem Piloten Miguel Iturmendi hob Domjan zu einem 50-minütigen Testflug über den Neuenburger See ab. Und wenige Tage später wurde er von der Schweizer Presse für den „weltweit ersten Fallschirmsprung aus einem solarbetriebenen Elektroflugzeug“ gefeiert.
Den Traum vom Fliegen hatte Raphaël Domjan schon als Teenager, als er auf die die Idee kam, die Welt mit einem ultraleichten Amphibienflugzeug zu umrunden. Für die Realisierung war es damals noch zu früh, aber die Idee war in der Welt.
Inspiriert von einer Fahrt mit einem solarbetriebenen Katamaran anlässlich der Expo 2002 startete Raphaël Domjan das Projekt PlanetSolar. Sein Ziel: die Umrundung der Welt mit einem Solarschiff. Damals noch weitgehend unbekannt, dauerte es einige Zeit, bis er Sponsoren gefunden und ein Team zusammengestellt hatte. Aber im Jahr 2010 lief ein Trimaran mit 537 m2 Sonnenkollektoren vom Stapel. Mit der „Tûranor PlanetSolar“ und einer dreiköpfigen Crew umrundete Domjan von September 2010 bis Mai 2012 mit Sonnenenergie die Welt.
MIT DEM KAJAK IN DER NORDWESTPASSAGE
Im Rahmen des Projekts SolarArcticPassage experimentierte Domjan mit der bretonischen Seglerin Anne Quéméré im Sommer 2015 in der Nordwestpassage mit zwei Kajaks. Die Mission brachte wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit von Solarenergie in der Polarregion und bei Extremtemperaturen.
Wie schätzt einer, der sein Leben und seine Arbeit dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben hat, aktuell die Chancen für die schnelle Durchsetzung von Sonnenenergie ein? „Die Solartechnologie ist heute technisch und wirtschaftlich ausgereift. Unternehmen sollten erkennen, dass es in ihrem Interesse liegt, ihre eigene erneuerbare Energie zu erzeugen. Darüber hinaus könnte sich die breite Öffentlichkeit zu einem klimafreundlichen Konsum verpflichten und fortschrittliche Politiker unterstützen, die solche Themen vorantreiben.“
Raphaël Domjan – ein Getriebener in Sachen nachhaltiger Energie. Man darf gespannt sein auf weitere Projekte des visionären Schweizers. Ein bisschen hat er uns am Ende des Interviews schon verraten: „Mit meiner PlanetSolar-Stiftung haben wir weitere Projekte laufen, die darauf abzielen, den Einsatz von Solarenergie in Entwicklungsländern zu fördern.“ •